Antoinette de Weck, Grossrätin, Vizepräsidentin von Freie Landschaft Schweiz, Mitglied der beiden Initiativkomitees, Fribourg
Die Volksinitiative «Keine Windräder in Wäldern» gibt dem Volk die Möglichkeit zu entscheiden, ob es die bewusste Schädigung unserer Wälder will oder nicht. Wälder sind ein Teil unserer Landschaften. Sie sind ein Teil unserer Heimat und eine Insel in einer durch den Menschen veränderte Umwelt. Ebenso sind sie wichtige Erholungsgebiete für Einwohner von Städten. Wenn sie das Mittelland von Genf nach Zürich durchqueren, sind die einzigen Orte, die nicht von Gebäuden eingenommen werden, Wälder und Hügelketten. Gerade die Wälder gehören zu den letzten Orten im Mittelland, an denen natürliche Tier- und Pflanzengemeinschaften leben und gedeihen könne. Ebenso sind sie wichtige Rückzugssorte für Flora und Fauna.
Der Bau von Windrädern in einem Wald schadet diesem auf verschiedene Art und Weise:
- Durch die Verkleinerung der Waldfläche:
Die Anzahl der Arten, die in einem Wald leben, nimmt mit jeder Verkleinerung der Waldfläche ab: Für den Bau riesiger Windkraftanlagen werden tiefe Fundamente, ein ständiger Vorbereitungsplatz und eine Zufahrtsstraße für Schwertransporte benötigt. Diese Flächen werden dauerhaft abgeholzt und stellen eine ökologische Wüste dar.
- Durch die Fragmentierung der Waldfläche: Rodungen führen zu einer Fragmentierung des Waldgebietes: Die Strasse stellt eine Barriere für Kleinsäugetiere dar. Die Fragmentierung der Wälder im Laufe der Jahrhunderte hat zu einem deutlichen Verlust an Tier- und Pflanzenarten geführt. Ein Vergleich mit dem 47 km2 großen Bjalowieza-Jagdgebiet, das in einen bewirtschafteten Wald in Polen eingebettet ist, spricht für sich: Bison, Luchs, Elch, Braunbär, Wolf, Schwarzstorch und Auerhuhn sind hier zu finden. Diese Arten waren auch im 16. Jahrhundert in der Schweiz heimisch. Eine weitere Fragmentierung durch Windkraftanlagen kann die Rote Liste der bedrohten Vogelarten des Waldes, die heute 17 Arten umfasst, noch weiter vergrössern.
- Durch Erwärmung aufgrund von Abholzung: Wälder nehmen CO2 auf und kühlen die Atmosphäre durch die Evapotranspiration. Ausserdem erwärmt sich der entwaldete Bereich, exponierte Bäume am Rand trocknen aus und fallen bei einem Sturm um.
- Durch den erleichterten Zugang für motorisierte Fahrzeuge: Die Öffnung des Waldes erleichtert den Zugang für motorisierte Fahrzeuge, was sich sehr negativ auf einige Arten auswirkt, z.B. Auerhuhn, Raufusskauz und Waldlaubsänger.
- Durch die direkte Tötung von Vögeln und Fledermäusen: Wenn sich eine Windkraftanlage dreht, werden dadurch auch Vögel und Fledermäuse getötet. Sie ist eine Gefahr für Greifvögel, die jedes Jahr auf ihrer Frühjahrs- und Herbstreise durch unser Land ziehen und in den Wäldern rasten. Wälder liefern einen großen Teil des Luftplanktons, das aus kleinen Insekten und Spinnen besteht und eine wichtige Nahrungsgrundlage für Schwalben und Mauersegler darstellt. Dieses Plankton wird von den sich drehenden Rotoren zu Brei verarbeitet.
Schliesslich ist die Schweiz kein windreiches Land: Man wird unsere Wälder für eine minimale und unregelmässige Stromproduktion zerstören. Der Gipfel: Es sind massive Subventionen, die diese Zerstörung finanzieren werden. Unsere Landschaften müssen geschützt werden. Sie sind Teil des Erbes, welches wir an zukünftige Generationen weitergeben müssen.